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Humanismus in Polen. Die Beziehungen zwischen Wien und Polen vom 15. bis zum 18. Jahrhundert.

Konferenz

Am Dienstag, dem 7. Juni 2011, fand die Konferenz „Humanismus in Polen. Die Beziehungen zwischen Wien und Polen vom XV. Jh. bis zum XVIII. Jh.“ statt, die sich mit der Frage der Wirkung polnischer Humanisten in der europäischen Kulturlandschaft und dabei vor allem mit der bilateralen Beziehung zum Humanismus unter der Habsburgerherrschaft befasste.
Mitorganisatoren der Konferenz waren: Polnische Akademie der Wissenschaften – Wissenschaftliches Zentrum in Wien, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wiener-Krakauer Kultur Gesellschaft sowie das Projekt "Humanizm Polonika".
Ein Hauptziel der Konferenz war eine umfassende Darstellung der Tradition des polnischen Humanismus und damit jenes Teils des polnischen Kulturerbes, der im intellektuellen Dialog mit den Zentren des humanistischen Denkens entstand, sich entwickelte und eine spezifische Gestalt annahm. Ein weiteres Konferenzziel war es, die Publikation „Humanism in Polish Culture“ im Rahmen einer Podiumsdiskussion vorzustellen. In dieser Publikation wird eine umfassende Analyse unternommen, dieses für die polnische Kultur wichtige und konstitutive Element aus unterschiedlichen Gesichtspunkten zu erläutern: Es werden darin die Geschichte der Theorie des Humanismus, humanistische Anthropologie und Moralphilosophie sowie auch die Methoden zur Erforschung des Humanismus beleuchtet.
Die Herausgeber des Buches sind A. Nowicka-Jeżowa, W. Pawlak und P. Urbański, zwei von ihnen waren auch Referenten bei der Konferenz. Für diesen Band schrieben zahlreiche polnische Humanismusforscher Beiträge, u.a. Marcin Cieński sowie Katarzyna Meller, die auch im Rahmen der Konferenz referierten.
Weiters wurden unter den österreichischen und polnischen Wissenschaftlern Details und die weitere Vorgehensweise hinsichtlich der Initiierung und Durchführung eines mitteleuropäischen Forschungsprojekts zur Erforschung des Humanismus und seiner gesamteuropäischen Beziehungen diskutiert.
Nach den Eröffnungsworten seitens des Direktors des Zentrums, Univ.-Prof. Dr. Bogusław Dybaś, richteten im Rahmen der Einführung in das Thema, in der die Bedeutung der Konferenz unterstrichen wurde, Prof. Dr. Piotr Oliński (Polnische Akademie der Wissenschaften) und Prof. Dr. Urbański (Universität Stettin) ihr Grußwort an die Gäste. Sie gaben einen Überblick über das Projekt der Konferenz.
Der darauf folgende Vortragsteil der Konferenz bestand aus zwei inhaltlichen Schwerpunkten:
Der erste Teil war den bis jetzt von polnischen Spezialisten erforschten Resultaten zum Humanismus in den Epochen der Renaissance und des Barock gewidmet.
Im zweiten Teil der Konferenz  wurde im Laufe der Nachmittagssession der Schwerpunkt auf die Erforschung der Verhältnisse zwischen der humanistischen Kultur in Polen und in Österreich gelegt.
Das erste Referat hielt Frau ord. Univ.-Prof. Dr. Alina Nowicka-Jeżowa (Universität Warschau), die über die Idee des Humanismus als anthropologische Idee und die für die humanistische Kultur typischen Elemente referierte. Weiters stellte sie die Konzeption des Forschungsprojekts dar. Als nächster Referent sprach Prof. Dr. Marcin Cieński (Universität Breslau), der die Tradition des Humanismus in der polnischen Identitätsgemeinschaft sowie dessen Bedeutung für das Entstehen und Funktionieren von Gemeinwesen wie Nation, Staat und Gesellschaft analysierte. Als dritte Referentin sprach Prof. Dr. Katarzyna Meller (Adam Mickiewicz-Universität Poznań) über das Verhältnis von Humanismus und Klassizismus. Der Klassizismus ist in der polnischen Geschichte von außerordentlich großer Bedeutung und kann als Bindeglied zwischen den Literaturen vergangener Epochen betrachtet werden. Zu seiner Gründungszeit, der Renaissance, rezipierte er die antike Tradition in Begriffen, Texten, Kunstformen und Kunstkonzepten. In dieser Zeit wurde auch eine Synthese von Ordnung, Anmut und Klarheit des Stils mit den ethischen und intellektuellen Werten von humanitas und der Stoa geschaffen. Als letzter Punkt stand die Podiumsdiskussion über die Publikation „Humanism in Polish Culture“ auf dem Programm, die von Univ.-Prof. Dr. Alois Woldan, Institut für Slawistik der Universität Wien, moderiert wurde. An der Podiumsdiskussion nahmen Prof. Dr. Marcin Cieński, Dr. Christian Gastgeber (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Dr. Elisabeth Klecker (Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein der Universität Wien), ord. Univ. Prof. Dr. Alina Nowicka-Jeżowa, sowie Prof. Dr. Piotr Urbański (Universität Stettin) teil.
Nach der Mittagspause sprach als erster Referent Dr. Christian Gastgeber (Österreichische Akademie der Wissenschaften), der Co-Initiator des geplanten großen Forschungsprojektes zum Humanismus. Sein Referat war in zwei Teile gegliedert: im ersten Teil seines Projektes wurde die Frage der methodischen Herangehensweise an die Quellen und die Eröffnung neuer (indirekter) Quellen erörtert. Der zweite Teil stellte am Beispiel der Österreichischen Nationalbibliothek vorhandene Quellen vor, die es noch aufzuarbeiten gilt und die insbesondere die Beziehung zwischen dem Wiener und polnischen Humanismus widerspiegeln. Vorgestellt wurde u.a. der bis heute unpublizierte Briefnachlass von Sigmund von Herberstein, der mit zahlreichen polnischen Gelehrten des 16. Jahrhunderts in Verbindung stand. Im daran anschließenden Referat von Prof. Dr. Piotr Oliński wurden die Handschriften des Philippus Callimachus Experiens (Filippo Boanaccorsi) in der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek vorgestellt, einzeln analysiert und in den historischen Kontext eingebettet. Frau Dr. Elisabeth Klecker stellte in ihrem Referat den humanistischen Kulturtransfer im Umfeld der habsburgisch-jagiellonischen Doppelhochzeit von 1515 vor. Dieses Großereignis war von einer überaus reichen humanistischen Literaturproduktion begleitet. In der letzten Sektion der Konferenz stellte Mag. Bartłomiej Czarski, der die abwesende Frau Univ. Prof. Dr. Milewska-Waźbińska (Universität Warschau) vertrat, die Achse Wien-Krakau-Warschau vor sowie deren Widerspiegelung in der neulateinischen Gelegenheitsliteratur in Polen. In dem zweiten Referat, das Mag. Bartłomiej Czarski hielt, sprach er über künftige Zusammenarbeitsmöglichkeiten zwischen den polnischen sowie österreichischen Wissenschaftlern, die dank dieser Konferenz erleichtert wurde (u.a. die Beziehung des in Wien tätigen Humanisten Joachim Vadian nach Polen).
 Auch der Vortrag von Frau Prof. Dr. Elwira Buszewicz war den Beziehungen zwischen Krakau und Wien gewidmet, die über einen Zeitraum von über drei Jahrhunderten hinweg analysiert wurden. Im abschließenden Vortrag von Herrn Prof. Dr. Piotr Urbański wurde die gegenwärtige Zusammensetzung des Forschungsteams vorgestellt sowie methodologische Anmerkungen über die Editionspraxis.
Die einzelnen Vorträge waren von engagierten Diskussionsbeiträgen seitens der Konferenzteilnehmer begleitet. Zum Abschluss der Konferenz wurde eine lange Diskussion geführt, in der die Teilnehmer ihre Hoffnungen und Erwartungen an das Projekt geäußert haben.
Schon im Vorfeld und in direktem Anschluss wurden kleinere Projekte (Konferenzen) mit Anträgen bei nationalen oder internationalen Ausschreibungen) initiiert. Zurzeit wurden von Wiener Seite bereits zwei Anträge (Wien, Brüssel) gestellt, um das Thema inhaltlich zu vertiefen, ein paralleler Konferenzantrag von Wiener und polnischer Seite wird für den September im Rahmen einer EU-Ausschreibung vorbereitet (verantwortlich für Polen: Prof. Dr. Piotr Urbański).

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