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Die Überführung des Marienaltars von Krakau nach Nürnberg während des Zweiten Weltkriegs

Univ.-Prof. Dr. Stanisław Waltoś und Dr. Agata Wolska

Der spannenden und gleichzeitig tragischen Geschichte  eines der berühmtesten Kulturdenkmälern des Mittelalters im Zweiten Weltkrieg - einem der bekanntesten Kunstdiebstähle, der von den Nationalsozialisten zu Beginn des Zweiten Weltkriegs begangen wurde - war der Vortragsabend Prof. Dr. Stanisław Waltoś, ord. Univ.-Prof. für Strafprozessrecht sowie Direktor des Jagiellonen-Museums der Universität Krakau gewidmet. Prof. Dr. Stanisław Waltoś schilderte bewegend und in spannender Weise das Schicksal des Krakauer Marienaltars, der zu den schönsten und weltweit bekanntesten Kulturdenkmälern des Mittelalters gehört und  Ende des 15. Jh. von Veit Stoß geschaffen wurde. Um den Altar vor den Folgen des bevorstehenden Kriegs zu schützen, wurde er auf Beschluss der polnischen Regierung im August 1939 zerlegt und nach Sandomierz transportiert. Die Entscheidung, so Prof. Waltoś, den Altar zu demontieren, war zwar richtig, falsch hingegen war es, ihn nach Sandomierz zu transportieren, wie die folgende Geschichte zeigte. Denn nach der Eroberung Krakaus durch die deutschen Truppen am 6. September 1939 begann sich die Gestapo sehr rasch für das Schicksal des aus der Kirche verschwundenen Altars zu interessieren und unter Druck wurde der Ort, an dem die Figuren des Hochaltars versteckt wurden,  bald verraten. Im Oktober 1939 wurde der Altar vom Kommando Paulsen, das zur SS Ahnenerbe gehört, nach Berlin transportiert. In Krakau verblieben nur die Rahmen des Altars.
Im Dezember 1939 richtete der Nürnberger Oberbürgermeister Willi Liebel an Hitler die Bitte, den Hochaltar nach Nürnberg, der Stadt, in der Veit Stoß lebte und nach seiner Rückkehr aus Krakau auch verstarb, zu transportieren. Im März 1940 wurden sowohl die Rahmen des Hochaltars als auch die Figuren nach Nürnberg transportiert, wo sie aber nie ausgestellt wurden. Sie wurden im Kunstbunker des Nürnberger Schlosses versteckt, wo sie bis Kriegsende unbeschädigt überdauerten, während die Stadt Nürnberg bis zu 85 Prozent zerstört wurde.  In der Zwischenzeit verfolgte die polnische Exilregierung in London  die gesamte Zeit über das Schicksal des Altars. Spätestens seit dem Jahr 1943 wussten die von Dr. Karol Estreicher geleiteten Kreise der polnischen Emigration in London, dass sich der Altar in Nürnberg befindet. Das Schicksal des Kunstwerks weckte auch das besondere Interesse der von den alliierten Experten durchgeführten Verhöre, die die Restitution des Kunstwerks nach Kriegsende vorbereiteten. Jedoch führte die ungewisse politische Situation nach dem Krieg dazu, dass der Altar erst im April 1946 gemeinsam mit anderen wieder aufgefundenen Kunstwerken nach Krakau zurückgebracht wurde. Im gleichen Jahr wurde beschlossen, den Altar von Grund auf zu restaurieren. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten wurde eine Ausstellung organisiert, nach dem Ausstellungsende sollte der Altar in die Marienkirche zurückkehren. Leider verweigerte die kommunistische Regierung unter dem Vorwand der oftmaligen Verlängerung der Ausstellung, das Werk von Veit Stoß dem rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. Erst die Politik des Tauwetters des Jahres 1956 brachte mit sich, dass der Altar im Jahr 1957, nach 18 Jahren, in die Marienkirche zurückkehrte.
Nach dem Vortrag kam es zu einer Diskussion, in der unter anderem auch auf das Schicksal der Rosenkranzmadonna, einem weiteren Werk von Veit Stoß, hingewiesen wurde. Diese wurde Anfang der Sechzigerjahre aus der Lorenzkirche in Nürnberg gestohlen, kehrte aber ebenfalls unversehrt wieder auf ihren Platz in der Kirche zurück.
Der Vortrag wurde von einem Konzert der aus dem Iran stammenden Pianistin Mehrdokht Manavi umrahmt, die  die Klaviersonate c-moll (Hob. 16:20) von Joseph Haydn und die Präludien op. 11 Nr.1, 13 und 14 von Alexander Nikolajewitsch Skrjabin spielte.

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