Dr. Ewa Cwanek-Florek
Im Rahmen dieses Vortragsabends stellte die Germanistin Dr. Ewa Cwanek-Florek, Universität Rzeszów, die Ergebnisse ihrer Forschungen zum Thema polnischer Erinnerungsorte in Wien - in Gestalt von Straßenbezeichnungen, Denkmälern, Gedenktafeln und mehr - vor. Die Erkenntnisse der Referentin liegen auch in Buchform vor: Ewa Cwanek-Florek: Polen in Wien. Ausgewählte Aspekte der Gedenk-Rezeption. Rzeszów: Wydawnictwo Uniwersytetu Rzeszowskiego 2006 sowie Cwanek-Florek, Ewa: Polnische Berühmtheiten im Spiegel der öffentlichen Erinnerung in Wien. – Marburg: Tectum 2006
Nach den Begrüßungsworten seitens des Direktors des Zentrums, Prof. Bogusław Dybaś, wurden im Vortrag von Dr. Ewa Cwanek-Florek die in Wien mit Erinnerungsorten geehrten Polen zunächst hinsichtlich des jeweils von ihnen ausgeübten Beruf vorgestellt – unter ihnen waren Musiker, Geistliche, Wissenschaftler, Schriftsteller, Politiker, Militärs, aber auch Architekten, Kaffeehausbesitzer und Kunstmäzene vertreten. Neunzehn Gassen-, Straßen- und Platzbezeichnungen, siebzehn Gedenktafeln, vier Denkmäler, drei Büsten sowie Bezeichnungen von Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien (Chopinhof) erinnern an deren Aufenthalt bzw. an deren Bedeutung. Es folgten Kurzbiographien der mit Erinnerungsorten geehrten Personen, ein kurzer Abriss ihrer Tätigkeit in Wien sowie auch eine kurze Entstehungsgeschichte der ihnen gewidmeten Erinnerungsorte. Eine quantitative Untersuchung der vorgefundenen Gedenkstätten erbrachte das vermutlich nicht allzu überraschende Ergebnis, dass demnach die bekannteste polnische Gestalt in Wien Johann III. Sobieski ist. Er ist Namenspatron einer Kapelle, einer Gasse und eines Platzes, darüber hinaus wurde er mit vier Gedenktafeln sowie zwei Denkmälern geehrt. Da viele weitere polnische Berühmtheiten, die mit Gedenktafeln ehrenswert wären, ebenso in Wien verweilten, wurde der Vortrag um deren Namen ergänzt. Denn vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es in Wien fast 7000 Straßenbezeichnungen gibt, machen die in Wien mit Straßen geehrten Personen, wie die Referentin schloss, nur einen kleinen Anteil, nämlich 17 Straßenbezeichnungen, aus. Der Vortrag endete mit einem Zitat des Neurobiologen Eric Kandel, Nobelpreisträger des Jahres 2000, der scherzhaft formulierte, dass "alle großen Menschen polnische Wurzeln” hätten.
In der darauf folgenden Diskussion wurde u.a. darauf hingewiesen, dass auch Maksymilian Ossoliński, Mitbegründer der Österreichischen Nationalbibliothek, mit einer Gedenktafel geehrt werden sollte. Weiters wurde darauf hingewiesen, dass in Kürze eine weitere Gedenktafel enthüllt wird, die dem österreichisch-polnische Geologe Gejza Bukwoski von Stolzenburg gewidmet ist.
Nach der Diskussion erfreute ein Konzert von Anna Gutowska (Violine) und Oleg Dergilev (Gitarre) die Ohren der ZuhörerInnen. Die beiden spielten Werke von Bartok und Piazolla.