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Stigma der Zugehörigkeit – Breslauer Shoah Überlebende in ihrer Heimatstadt nach 1945

Katharina Friedla

Am 23. Jänner 2013 fand an der Polnischen Akademie der Wissenschaften - Wissenschaftliches Zentrum in Wien der Vortrag von Katharina Friedla zum Thema "Stigma der Zugehörigkeit – Breslauer Shoah Überlebende in ihrer Heimatstadt nach 1945" statt. Diese Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien organisiert, das sich mit Forschungen zu Antisemitismus, Rassismus und Holocaust befasst. Weiters unterstützt das Institut mittels Stipendien Forschungsarbeiten zu diesen Themenkreisen.

Katharina Friedla ist Stipendiatin dieses Programms für junge ForscherInnen sowie Dissertantin der Universität Basel. Im Rahmen ihrer Dissertation erforscht sie die bis dato wenig erforschte Situation der Breslauer Juden von 1933-1945. In ihrem Referat erörterte sie die in der Forschung bislang kaum erforschte Situation jener Juden, die den Holocaust überlebt hatten und im Jahr 1945 in ihrer ursprüngliche Heimat zurückkehrten, ohne sich zum Zeitpunkt ihrer Rückkehr dessen bewusst zu sein, dass sich diese nach der Konferenz von Potsdam nun innerhalb der neu gezogenen Grenzen Polens befand. Die Breslauer Juden mit deutscher Muttersprache waren nun mit einer gänzlich anderen Umgebung konfrontiert. Nach Wrocław kamen nun zahlreiche neue Mitbürger aus jenen Gebieten Ostpolens, die nun zur Sowjetunion gehörten, die Verwaltung der Stadt wurde von polnischen Behörden übernommen, in der Stadt waren russische Soldaten stationiert. Die nach Wrocław zurückgekehrten Juden wurden von den Polen, den polnischen Behörden sowie den sowjetischen Soldaten schikaniert. Aus den in Archiven vorgefundenen Dokumeten lässt sich schließen, dass die Breslauer Juden in zweierlei Hinsicht diskriminiert wurden - als Deutsche und als Juden. Die Rückkehr in ihre Heimatstadt wurde für sie zu einem traumatischen Erleben, die Vorkriegswelt existierte nicht mehr, sie waren vom Stigma der Zugehörigkeit zu einem anderen Sprach- und Kulturkreis belastet. Die Referentin zitierte zahlreiche Aussagen zurückgekehrter Juden, die feststellten, dass Wrocław nicht mehr ihre Heimat wäre und ihnen die neuen Mitbürger fremd wären. Die Breslauer Juden hatten ihre Heimat verloren, daher entschlossen sich viele dazu, die Stadt neuerlich zu verlassen.

Einen Kommentar zum Vortrag verfasste und verlas Prof. Philipp Ther von der Universität Wien. Er betonte, dass Wrocław nach dem Zweiten Weltkrieg einen tiefgreifenden demographischen Wandel unterlag, die Konflikte innerhalb der multiethnischen Bevölkerung der Stadt wurden bis dato jedoch weitgehend verschwiegen. Die Erforschung der besonderen Situation der Breslauer Juden eröffnen neue Aspekten in der Erforschung der polnisch-deutschen und polnisch-jüdischen Beziehungen der Nachkriegszeit.

 Anna Głowacka

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