Univ.-Prof. Dr. hab. Bogusław Krasnowolski
Am 8. März 2012 hielt Prof. Dr. hab. Bogusław Krasnowolski am Wissenschaftlichen Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften – Wissenschaftliches Zentrum in Wien einen Vortrag zum Thema Zwischen Florenz und Nürnberg. Krakauer Kunst an der Wende des Mittelalters zur Neuzeit im Rahmen des Vortragsreihe Copernicus-Vorlesungen.
Der Kunsthistoriker lehrt und forscht an der Pädagogischen Universität in Krakau. Sein Vortrag in Wien war der Kunst an der Wende des Mittelalters zur Renaissance gewidmet. Die letzten drei Jahrzehnte des 15. Jhdt. sowie die erste Hälfte des 16. Jhdt. war für Krakau ein goldenes Zeitalter der Kunst sowie eine Zeitspanne, während der der Einfluss der deutschen sowie der italienischen Kunst prägend war. Zu dieser Zeit hielten sich auch zahlreiche Künstler aus Nürnberg und Florenz in Krakau auf. Und genau zu dieser Zeit schuf der aus Nürnberg stammende Veit Stoß auch sein Meisterwerk, den berühmten Krakauer Marienaltar. Zu Beginn des 16. Jhdt. wurde auch mit dem Umbau des Königlichen Schlosses auf dem Wawel begonnen, die bis zum Jahr 1536 währte. Eine führende Rolle bei diesem Umbau hatte der aus Florenz stammende Architekt und Bildhauer Bartholomeo Berecci, Schöpfer der Sigismundkapelle, inne. Diese Kapelle ist das erste Bauwerk in Polen, das zur Gänze im Renaissancestil errichtet wurde, sie wurde zum Vorbild für weitere Kapellen in Kleinpolen und ist ein hervorragendes Beispiel für die Kunst der Renaissance nördlich der Alpen. Professor Krasnowolski, unterstrich, dass seit dieser Zeit florentinische Einflüsse vorwiegend in Architektur und Bildhauerei dominierend waren, der Einfluss Nürnbergs hingegen in der Malerei und im Kunsthandwerk. Die Nürnberger Werkstatt der Familie Vischer war hier von wichtiger Bedeutung, dort wurden bronzene Grabplatten gegossen. In seinem Resümee stellte der Referent fest, dass die Einflüsse der Nürnberger Kunst mit der schwindenden Bedeutung der Werkstatt Vischers einherging, während die Begeisterung für die florentinische Kunst bis zur zweiten Hälfte des 16. Jhdt. fortdauerte.
Mit dem Nürnberg dieser Epoche ist auch Nikolaus Kopernikus, der Namensgeber der Copernicus-Vorlesungen, verbunden, sein Hauptwerk De revolutionibus orbium coelestium wurde im März 1543 in Nürnberg herausgegeben. Die Bibliothek des Zentrums ist seit Kurzem im Besitz einer Faksmilieausgabe dieses Werks. Die stellvertretende Direktorin des Zentrums, Dr. Anna Ziemlewska, stellte in einer kurzen Präsentation dieses faszinierende Werk und seine Geschichte vor, die Gäste konnten anschließend die Faksimileausgabe dieses außergewöhnliche Werks in Augenschein nehmen. Der Abend fand in einem kleinen Konzert, dargebracht von Anna Gutowska, seinen Ausklang. Die Violinistin brachte Werke von Paganini und Bach zur Aufführung.
Anna Głowacka