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Erinnern & Erinnert werden: Das Türkengedächtnis und seine Funktion in Zentral- und Osteuropa

Konferenz

In der Zeit von 27. – 29. September 2011 fand an der Pädagogischen Universität Krakau eine internationale Konferenz statt, die der Erforschung des Türkengedächtnisses in Zentral- und Osteuropa gewidmet war. Die interdisziplinäre Tagung, die zugleich Abschlussveranstaltung eines dreijährigen Forschungsprojektes war, wurde in Kooperation mit dem Wissenschaftlichen Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Wien, dem Institut für Geschichte der Pädagogischen Universität Krakau sowie dem Tadeusz Manteuffel Institut für Geschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau veranstaltet.
Dieses Projekt, gefördert und finanziert - mit einer Laufzeit von drei Jahren - vom österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF), untersucht und analysiert so genannte Türkendenkmäler hinsichtlich deren jeweiliger politisch-gesellschaftlicher Konnotation und Kontextuierung zum Entstehungszeitpunkt sowie etwaigen Bedeutungswandel in den darauffolgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten. Am Beispiel des Türkenbilds in Mittel- und Osteuropa und dessen oftmals bewusst gesteuerten und inszenierten Wandels lässt sich die Konstruktion und Instrumentalisierung von Feindbildern stellvertretend sowie auch exemplarisch deutlich machen. Das Feind- und Angstbild „Türke“ und seine Inanspruchnahme als „Gegner“ wurde im Laufe der Jahrhunderte nach dem Entsatz von Wien im Jahre 1683 anlässlich runder Jahrestage dazu verwendet, um gegen ganz unterschiedliche Gegner mobil zu machen. Einhundert Jahre später, im Jahr 1783, waren dies beispielsweise die Vertreter der Aufklärung, zur Zeit des Austrofaschismus anlässlich des 250. Jahrestages des Entsatzes von Wien wurden Bolschewiken und Nationalsozialisten als aktuelle Bedrohung betrachtet.
Trägerinstitutionen dieses ambitionierten Projekts, dessen Ziel über das Türkengedächtnis hinaus die Erforschung der Genese von Feindbildern in einem umfassenden Sinne ist, sind das Institut für Sozialanthropologie und das Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, Projektleiter sind die Historiker Univ.-Doz. Dr. Johannes Heiss sowie Dr. Johannes Feichtinger.
Auf der im Rahmen des Projekts erstellten interaktiven Homepage http://www.tuerkengedaechtnis.oeaw.ac.at/ sind u.a. bereits die Türkendenkmäler in Wien sowie Informationen über deren Entstehungsumstände nachzuforschen. Die Plattform wird laufend ergänzt.
Im Rahmen der das Projekt beschließenden Tagung in Krakau wurde der Blickpunkt über die Grenzen des heutigen Österreichs weit hinaus gespannt. Allein die Wahl des Tagungsortes – Ort der letzten Ruhestätte des polnischen Königs und des „Retters von Wien“ Jan III. Sobieski – verweist auf die umfassende Verankerung des Türkenbilds in der Geschichte Mittel- und Osteuropas. Folgerichtig hatten die Konferenzteilnehmer auch die Gelegenheit, auf dem Wawel die Grabstätte Sobieskis sowie mit dem Sieg über Wien verbundene „Gedächtnisstücke“ (im weitesten Sinne) unter fachkundiger Führung zu besichtigen. Das Vortragsprogramm bot viele weitere Möglichkeiten, sich dem Phänomen des Türkengedächtnisses aus unterschiedlichsten Perspektiven zu nähern - zum einen wurde dieses in länderspezifische Sessionen untersucht, zum anderen, dem interdisziplinären Ansatz der Konferenz verpflichtet, wurde das Thema u.a. aus der Perspektive der Literaturwissenschaften („Der Retter Wiens“ und „Mit Habsburg gegen die Türken“. Jan III. Sobieski in den Werken von Gerda Hagenau und Otto Forst de Battaglia, Vortrag von Prof. Bogusław Dybaś, Wien) und der Kunstgeschichte (Das Wissen der Künstler. Türkenbilder bei Bertalan Székely, Gyula Benczúr und Ferenc Eisenhut, Vortrag von Heinke Fabritius, Berlin) betrachtet.
Ein besonderer Höhepunkt der Konferenz war die Präsentation des im Jahr 2011 im Böhlau Verlag erschienenen Buchs „Das Gedächtnis der Städte. Kulturelle Verflechtungen – Wien und die urbanen Milieus in Zentraleuropa“ des renommierten österreichischen Historikers und Kulturwissenschaftlers Moritz Csáky, in dem gezeigt wird, dass dem „Fremden“ bereits im 19. Jhdt. ähnliche Skepsis, Abwehr bis hin zu Ablehnung entgegengebracht wurde wie heute. In einem von Frau Prof. Röskau-Rydel moderierten Dialog stellte der Autor, veranschaulicht anhand zahlreicher Beispiele, die Hauptthesen des Buches vor. Eingeleitet wurde der Abend von Univ.-Prof. Dr. Bogusław Dybaś und Univ.-Prof. Dr. Zdzisław Noga, diese moderierten auch die anschließende lebendige Diskussion mit dem Publikum.

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